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19.11.2018

Schlafstörungen und Handys

Abends bei einer Folge der Lieblingsserie entspannen, vor dem Zubettgehen noch kurz am Smartphone oder Tablet surfen oder vor dem Einschlafen im spannenden Krimi am E-Book-Reader schmökern – die moderne Elektronik macht’s möglich. Dank der Hintergrundbeleuchtung dieser Geräte lassen sich diese Medieninhalte sogar im Dunkeln problemlos genießen.

So manche Fachleute meinen jedoch, dass ebendiese Hintergrundbeleuchtung nicht nur Vorteile hat. Das Licht von Tablets, Smartphones, Laptop-Bildschirmen und Co hat nämlich einen besonders hohen Anteil an blauem Licht. Und der hindere uns daran, ausreichend müde zu werden. Für unseren Körper ist helles Licht mit hohem Blauanteil ein Signal dafür, wach zu bleiben. Genau das trifft auf natürliches Tageslicht zu, es beinhaltet verhältnismäßig viel blaues Licht. Wandert die Sonne abends Richtung Horizont, nimmt nicht nur die Helligkeit ab – auch der Blauanteil sinkt und das Licht erscheint gelblich bis rot. Die Folge: wir werden müde und schläfrig.

Halten uns elektronische Geräte mit beleuchteten Bildschirmen also länger wach als wir uns das wünschen? Führen Tablet, Smartphone und Co gar zu Schlafstörungen?

US Forscher berichten darüber in einer Studie, die in der Fachzeitschrift „PLOS“ erschienen ist. Mehr als 650 Freiwillige über 18 Jahre aus den USA haben an der Studie teilgenommen. In einem ersten Schritt mussten sich die Probanden eine App runterladen. Die Anwendung maß über 30 Tage lang, wie oft und wie lange das Display des Handys an war. Durchschnittlich verbrachten die Studienteilnehmer demnach gut eineinhalb Stunden pro Tag am Smartphone. Zudem mussten die Studienteilnehmer Angaben zu Alter, Geschlecht, Herkunft, Einkommen, Gesundheitszustand und Schlafgewohnheiten machen. Auf diese Weise fanden die US-Forscher heraus: Menschen schlafen kürzer und schlechter, wenn sie ihr Smartphone während oder unmittelbar vor den gewohnten Schlafzeiten nutzen. Matthew A. Christensen von der University of California in San Francisco und seine Kollegen betonen jedoch, dass das Handy nicht schuld am schlechten Schlaf sein muss. Es könnte auch sein, dass Menschen, die schlecht schlafen, eher zum Handy greifen, um sich abzulenken. Die intensive Smartphone-Nutzung wäre dann eher Symptom als Ursache der Schlafstörung.

 

"Smartphones im Bett führen zu weniger Schlaf"

Diese Erklärung hält Hans-Günter Weeß allerdings für wenig wahrscheinlich. Weeß ist Schlafforscher und leitet das Schlafzentrum des Pfalzklinikums in Klingenmünster (Rheinland-Pfalz).

"Schon vorherige Studien haben gezeigt, dass Smartphones in der Bettumgebung zu weniger Schlaf führen", so Weeß. Er selbst hat in einer Untersuchung herausgestellt, dass Kinder und Jugendliche kürzer und schlechter schlafen, wenn sie ihr Handy in der Nacht neben das Bett oder sogar unter das Kopfkissen legen.

Dass uns blaues Licht wachhalten kann, ist zumindest in der Theorie möglich. Licht dieser Farbe hemmt nämlich nachweislich die abendliche Bildung des körpereigenen Schlafhormons Melatonin [5]. Diese Wirkung hat allerdings nicht nur blaues Licht, auch helles, weißes Licht unterdrückt die Bildung dieses Hormons. Entscheidender als das Licht sei demnach die Art der Tätigkeit. "Im Internet surfen, E-Mails checken und Nachrichten schreiben erhöhen die geistig-emotionale Aktivität, und Anspannung ist der Feind des Schlafes", so Weeß. Ständige Erreichbarkeit könne sogar zur Sucht werden, warnt der Schlafforscher. Smartphone-Junkies könnten wie Ärzte oder Feuerwehrleute in eine Art Bereitschaftsmodus fallen. "Sie stehen unter Grundanspannung und überprüfen mehrmals in der Nacht, ob sie neue Nachrichten bekommen haben. Der Schlaf ist dann viel weniger erholsam."

 

Jeder Erwachsene wacht jede Nacht 15 bis 20 Mal auf

Wer trotzdem Probleme hat einzuschlafen und mehrfach in der Nacht wach wird, sollte sich nicht verrückt machen. Denn Druck sei der Garant für schlechten Schlaf: "Wer schlafen will, bleibt wach", so Weeß. "Ohnehin wird jeder Erwachsenen zwischen 15 und 20 Mal pro Nacht wach. Erst wenn diese Phasen länger als eine bis drei Minuten dauern, können wir uns am Morgen daran erinnern." Die Wachphasen seien laut Weeß ein Erbe unserer Vorfahren, die sich mehrfach in der Nacht überzeugen mussten, dass kein Fressfeind in der Nähe lauert.

Wer aber über einen Zeitraum von einem Monat in mindestens drei Nächten pro Woche nicht gut schläft und am Tag beeinträchtigt ist, sollte zum Arzt gehen, rät Weeß.

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